Österreichischer Baseball in Uganda. Das Leben nach der Baseball-Karriere
Lutz Rauch ist in der österreichischen Baseballszene tief verwurzelt. Der Homerunner hat die 2000er Jahre entscheidend mitgeprägt – egal ob in der Liga oder in der Nationalmannschaft. Seit anderthalb Jahren arbeitet er in Gulu/Uganda.
Lutz, in Wien herrschen Temperaturen bis zu -10 Grad Celsius. Wie ist das Wetter bei euch?
Momentan ist Trockenzeit. Das heißt kaum Regen für 3 Monate und tägliche Höchsttemperaturen um die 35°C.
Du bist im Mai 2015 nach Uganda ausgewandert. Wie kam es dazu?
Ich hatte schon seit meinem Studium das Interesse, mal in einem Entwicklungsland zu arbeiteten. Für einen Wasserwirtschaftler ist das ein sehr spannendes Umfeld, hier trifft man ganz andere Herausforderungen. Also hab ich mich 2014 bei „Horizont3000“ für eine Stelle in Gulu beworben. Mein Vertrag ist auf zwei Jahre befristet, also nähern wir uns eigentlich schon dem Ende unserer Zeit hier.
Wie sieht dein Leben in Gulu aus?
Eigentlich nicht so anders. Ich arbeite meistens von 8:30 bis 17:00. In der Freizeit treffen wir Freunde, machen Sport, schauen fern, schlafen. Fast wie in Wien.
Wie schwer ist es gefallen Baseball weitestgehend aufzugeben?
Baseball und Softball spielt eigentlich immer noch eine große Rolle in meinem Leben. Ich nerve die Metrostars regelmäßig per E-Mail oder Whatsapp mit meinen Fragen, Kommentaren und Beobachtungen. Viele Spiele hab ich im Ticker oder Stream verfolgt. Selber spielen geht mir allerdings schon ab. Umgekehrt ist es manchmal auch ganz nett, nicht mehr so viele Aufgaben übernehmen zu müssen.
Wie ist es um Baseball in Afrika und im speziellen in Uganda bestellt?
Die MLB veranstaltet auch in Afrika regelmäßig Tryouts, zu denen Spieler aus ganz Afrika eingeladen werden. Die letzten waren in Südafrika. Auch Coaches Clinics werden abgehalten und es kommen immer wieder ausländische Trainer nach Uganda, um Baseball weiterzuentwickeln. Leider ist Baseball auch in Uganda nicht besonders bekannte Sportart; durch gute Medienkontakte schafft sie es dennoch immer wieder in die nationalen Zeitungen.
Nach 1,5 Jahren kann man einen Blick zurück werfen. Wie empfindest du die Zeit in Afrika? Siehst du das Leben anders als früher?
Es ist auf jeden Fall eine interessante Erfahrung, die mich lange begleiten wird. Man bekommt einen Einblick in den Alltag Ugandas, der von ganz anderen Herausforderungen geprägt ist als in Österreich. Das schärft etwas den Blick auf die wesentlichen Dinge des eigenen Lebens. Man lernt die kleinen und großen Annehmlichkeiten des Lebens wieder zu schätzen. So freuen wir uns vor allem auf trinkbares Leitungswasser und konstanten Strom. Ich bin aber auf jeden Fall sehr froh, dass wir diesen Schritt gewagt haben und für zwei Jahre nach Gulu gezogen sind. Uganda ist ein wunderschönes Land, das sicherlich von vielen unterschätzt wird.
Quelle: http://www.baseballaustria.com/